Corona offenbart massive Defizite bei der Digitalisierung

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Ein Mann installiert einen Server, in dem er LAN-Kabel steckt.

Bei der Eindämmung der Corona-Pandemie spielt die Ermittlung von Kontaktpersonen durch die Gesundheitsämter eine zentrale Rolle. Als die COVID-19-Fallzahlen im Oktober erneut exponentiell anstiegen, wurde deutlich, dass viele Gesundheitsämter in Deutschland am Limit arbeiten und die Kontaktnachverfolgung nicht mehr vollständig möglich war. Hierbei stellen die zahlreichen Medienbrüche, die oftmals manuelle Datenerfassung sowie der daraus resultierende hohe Personalbedarf die Ämter vor eine große Herausforderung.

Dabei existiert eine Software, die diesen Prozess effektiver gestaltet: SORMAS. SORMAS verbessert das Management von Kontaktpersonen und Infektionsketten sowie die Vernetzung der Gesundheitsämter untereinander. Das Programm steht kostenfrei zur Verfügung und ist innerhalb von 48 Stunden nach Vertragsunterzeichnung einsatzbereit. Um die Gesundheitsämter zu entlasten, haben sich Bund und Länder am 16.11.2020 darauf verständigt, bis Ende 2020 eine Nutzerrate der Software SORMAS von 90 Prozent der Gesundheitsämter zu erreichen. In Halle wurde dies laut einem Pressebericht nicht umgesetzt.

Ursprünglich wurde SORMAS unter Federführung des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) für die Ebola-Pandemie in Westafrika entwickelt und nun auf das Coronavirus angepasst. Außerdem wurden Zusatzfunktionen ergänzt: So können betroffene Kontaktpersonen in einem Symptom-Tagebuch ihre Symptome vom eigenen Endgerät aus dokumentieren und digital in das System des Gesundheitsamts übermitteln. Somit entfallen die täglichen Symptomnachverfolgungsanrufe bei den Kontaktpersonen. Auch die Schnittstellen zu anderen Systemen in den Gesundheitsämtern werden ständig optimiert, sodass Doppeleingaben zukünftig wegfallen dürften.

Uns ist bewusst, dass eine Umstellung auf SORMAS auf dem Höhepunkt der zweiten Corona-Welle nicht umsetzbar ist. Auch möchten wir dies nicht als Kritik an der Arbeit des Gesundheitsamtes verstanden wissen. Allerdings offenbart dieses Beispiel, die großen Defizite der öffentlichen Verwaltung in Sachen Digitalisierung. Seit 2018 fordert unsere Fraktion eine ganzheitliche Digitalstrategie sowie einen Digitalausschuss. Passiert ist seitdem wenig. Bleibt zu hoffen, dass 2021 ein Umdenken stattfindet und die Chance der Digitalisierung begriffen wird!