Freiräume nicht gegen Naturschutz ausspielen: Fraktion schockiert über Vorgang in Dautzsch

Blick auf die Wiese mit einigen dünnen Bäumen

Wann immer in den letzten Wochen mit Kindern und Jugendlichen statt nur über sie gesprochen wurde, war die Ansage klar: In Halle gibt es zu wenig Freiräume für junge Menschen – keine frei zugänglichen Sportanlagen, keine Sitzgelegenheiten im öffentlichen Raum und erst recht keine freien Jugendtreffs. Ein Problem auf das auch der Stadtrat und Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses Detlef Wend seit Wochen immer wieder hinweist. Umso mehr irritiert zeigt er sich nun über einen Vorgang im Osten der Stadt.

Was war passiert? Im Stadtteil Dautzsch hatten Kinder und Eltern die Freiraumfrage selbst in die Hand genommen und mittels zweier Holztore und gemeinschaftlichem Engagement aus einer Wiese einen Bolzplatz gemacht. Die Stadt Halle konfiszierte die Tore nun allerdings und verbot die Nutzung als Bolzplatz. Der Grund: Die Rasenfläche sei eine Blühwiese und müsse als ökologisches Habitat erhalten bleiben.  

„Das ist doch absurd.“, findet Wend, „Hier wird der dringend notwendige Naturschutz gegen die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen am Stadtrand ausgespielt.“ Besonders ärgert ihn die über die Presse verbreitete Aussage der Verwaltung, man sei bezüglich eines Ersatzes gesprächsbereit. „Fakt ist: Der Bolzplatz ist erstmal weg. Man hat also einen Freiraum geschlossen, bevor man mit den Betroffenen über eine gemeinsame Lösung gesprochen hat.“ Damit sei auch dem Naturschutz nicht geholfen, denn genau mit einem solchen Vorgehen bringe man die Menschen gegen das wichtige Anliegen auf.

Wend will den Vorgang im kommenden Jugendhilfeausschuss thematisieren und auf eine schnelle, einvernehmliche Lösung dringen. Es müsse sichergestellt werden, dass die Kinder umgehend wieder einen wohnortnahen Bolzplatz bekämen. „Das darf nicht wieder Monate dauern.“, sagt Wend. Er setze sich zusammen mit seiner Fraktion auch an anderer Stelle für die Schaffung von mehr Freiräumen, insbesondere Sportanlagen, in der Stadt ein. „Die Stadtverwaltung weiß, wo der Schuh drückt. Jetzt muss pragmatisch und schnell gehandelt werden.“

Bild: Anwohner

UPDATE

Wir haben mit unserer Pressemitteilung und unseren Nachfragen im Ausschuss für Klimaschutz, Umwelt und Ordnung Druck gemacht. Daraufhin gab es am Mittwoch (24. Mai 2023) ein klärendes vor-Ort-Gespräch mit Stadtrat Detlef Wend, einem Anwohner und der Stadtverwaltung. Hier konnte sich auf eine Lösung geeinigt werden: Die Grünfläche soll zukünftig eine selbstverwaltete “Spielwiese” werden. Details dazu wurden zwischen den Beteiligten abgestimmt und von allen Beteiligten für gut befunden.