Hilfen zur Erziehung: Prävention statt Intervention!

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Schatten eines Kindes, welches an die Hand genommen wird von einer größeren Person

Ende April fand die Klausurtagung des Jugendhilfeausschusses statt. Ein Schwerpunkthema war der Bereich „Hilfen zur Erziehung“, kurz HzE, worunter u.a. Erziehungsberatung, Familienhilfe, Wohngruppen, Vollzeitpflege, Heimerziehung fallen. Der Bedarf an Leistungen aus diesem Bereich ist in Halle sehr hoch und die Kosten steigen, 2021 allein auf über 70 Millionen Euro. Natürlich ist dies eine Sozialleistung, die Bedürftigen hilft. Dennoch zeigt sich hier, wie dringend Hilfe benötigt wird.

Auf lange Sicht wird es für Kommunen wie Halle immer schwerer werden, diese Kosten ohne Unterstützung von Bund und Land zu bewältigen. Das liegt an der unerklärlichen Logik, dass HzE finanzielle Pflichtleistungen der Kommune sind, Prävention in der Regel aber eine freiwillige Leistung, für die unsere Stadt aufgrund der Haushaltslage nur sehr begrenzt Geld ausgeben darf. Hinzu kommt der Fachkräftemangel. Der Allgemeine Soziale Dienst, kurz ASD, bietet kostenfreie Beratungen, Unterstützung in schwierigen Lebenslagen, bei Erziehungs- und Entwicklungsfragen der Kinder und ist in Fällen von Kindeswohlgefährdung von elementarer Bedeutung für alle Betroffenen. In jüngster Zeit gab es beim ASD einen Stellenaufwuchs auf 76 Personalstellen. Das ist positiv zu bewerten. Jedoch sind 17 Stellen davon nicht besetzt. Die Fachkräfte leiden bereits unter einer hohen Aus- und Belastung. Hier muss dringend eine Entlastung stattfinden: mehr Fachkräfte finden und einstellen, mehr Prävention, um die Fallzahlen mittelfristig zu senken.

Wie können wir Probleme im Vorfeld lösen? Familiäre Problemlagen sind für Außenstehende nicht einsehbar. Sozialarbeiter*innen in Schulen und Kitas leisten mit ihrer Betreuung von Jugendlichen und Kindern eine ungemein wichtige Arbeit. Im Idealfall tragen sie dazu bei, dass Dienstleistungen aus dem Bereich HzE, wie Heimunterbringung und Pflegefamilie, gar nicht erst benötigt werden. Ein Erfolg, welcher sich zudem in den dadurch vermiedenen Kosten niederschlägt.

Umso mehr irritiert es, dass das Land den Kommunen in Zukunft, zusätzliche Kosten bei der Finanzierung der Schulsozialarbeit aufhalsen will. Damit setzt es die spärlich besetzten Reihen in diesem Bereich weiter unter Druck und trägt zur Verschärfung von sozialen Problemen bei.