Ursachen anstatt Symptome bekämpfen – Zur Zukunft der Schulsozialarbeit in Sachsen-Anhalt

Eine Lehrerin unterhält sich mit einem Schüler in einem Klassenraum während die anderen still lernen

Die Haushaltsverhandlungen sind beendet und es deutet sich an, dass das Land Sachsen-Anhalt die Schulsozialarbeit bis zum Sommer 2024 ohne Abstriche weiterfinanzieren wird. Zuvor hatte das Land angekündigt, dass die Kommunen einen Eigenanteil von 20 Prozent bei der Finanzierung übernehmen müssten. In Halle entspräche dies einer Summe von 500.000 Euro pro Jahr. Angesichts der klammen Haushaltslage eine unlösbare Aufgabe für unsere Kommune.

Stadtrat der Fraktion MitBürger & Die PARTEI und Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses Dr. Detlef Wend zeigt sich verhalten erfreut. „Wenn der Haushalt 2022 und damit die Finanzierung der Schulsozialarbeit durch das Land bis 2024 wie angekündigt beschlossen wird, freuen wir uns natürlich sehr. Das ist für die Stadt Halle eine extrem wichtige Hilfe, die das Land nun nach zähen Verhandlungen endlich bereit ist zu geben. Ein Impuls hierbei ging von der Initiative unserer Fraktion aus, die dazu führte, dass das Thema sehr intensiv im Stadtrat diskutiert wurde. Die Übergabe der von uns mit eingebrachten Stadtratsresolution ‚Schulsozialarbeit stärken – Kommunen entlasten‘ an die Abgeordneten der Landesregierung Ende März hat einen weiteren Beitrag geleistet. Darauf können wir zurecht stolz sein. Allerdings dürfen wir uns nichts vormachen! Wenn wir in zwei Jahren vor denselben Problemen stehen wie jetzt, haben wir wenig gewonnen.“

Die Schulsozialarbeit hat in den letzten Jahren als Präventionsmaßnahme kontinuierlich an Bedeutung gewonnen, nicht nur vor dem Hintergrund einer großen Zahl von Kindern mit familiären und oftmals vielschichtigen Problemen in den Schulen. Schulsozialarbeiter*innen decken ein breites Spektrum an Aufgaben ab und versuchen in der individuellen Fallarbeit, jedem Kind eine gute Bildungskarriere zu ermöglichen und persönlichen Probleme zu bearbeiten. Die derzeitige angespannte Personallage lässt es jedoch kaum zu, dass man sich den Problemlagen einzelner Schüler*innen im Detail widmet, stattdessen können nur die größten Risse notdürftig gekittet werden.

„Wir bekämpfen nach wie vor nicht die Ursache, sondern die Symptome“, gibt Dr. Detlef Wend zu Bedenken. „Das Land muss dringend Lehrerinnen und Lehrer gewinnen und die Schulsozialarbeit ausbauen und besser ausfinanzieren. Wir müssen Schulen bauen und die bestehenden Schulen besser ausstatten, um bestmögliche Lernbedingungen zu schaffen, die die Schülerinnen und Schüler auf ihr weiteres Leben vorbereiten.“