Versachlichung der Kontroverse um die Wasserentnahme aus dem Hufeisensee

Abendstimmung am Hufeisensee in Halle (Saale)

Vergangene Woche war die Aufregung groß, als publik wurde, dass dem Betreiber des Golfplatzes am Hufeisensee erneut eine Ausnahmegenehmigung zur Wasserentnahme aus dem Hufeisensee erteilt wurde.

„Wir waren etwas irritiert, ob der wenig sachorientierten Diskussion, die mit großer Emotionalität und weitestgehend frei von nachvollziehbaren Fakten geführt wurde“, so Tom Wolter, Vorsitzender der Fraktion MitBürger & Die PARTEI. „Aus unserer Sicht braucht es mehr Sorgfalt und Anstrengung seitens der Verwaltung, um die Hintergründe und Zusammenhänge von Entscheidungen transparent und umfassend darzulegen. So könnte einer unnötigen Verwirrung und Besorgnis der Öffentlichkeit entgegengewirkt werden. Unsere Fraktion befürwortet eine Diskussionskultur einer interessierten Bürgerschaft und Politik, die Fakten in den Vordergrund stellt und abwägt – für einen konstruktiven und verantwortungsvollen Umgang mit komplexen und emotional aufgeladenen Themen wie Ökologie und Nachhaltigkeit.“

Im Zusammenhang mit der Wasserentnahme aus dem Hufeisensee erläutert Mathias Weiland, Diplom-Geograph und von unserer Fraktion entsandtes Mitglied im Aufsichtsrat der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft (HWS): „Der Hinweis, dass einige Landkreise in Sachsen-Anhalt bereits per Allgemeinverfügung die Entnahme von Wasser aus Oberflächengewässern untersagt haben, trifft nicht den Kern des Problems, da der Hufeisensee im Wesentlichen durch einströmendes Grundwasser gespeist wird. Das Grundwasser hat im Wasserhaushalt den Charakter eines überjährigen Speichers, das heißt, es kann in Trockenzeiten mit entsprechender Rücksichtname auf andere Nutzungen entnommen werden und füllt sich dann in mehreren Jahren wieder auf.“ Weiland verweist auch darauf, dass der See bereits zu DDR-Zeiten zur landwirtschaftlichen Bewässerung genutzt wurde.
Bisher liegen die uns bekannten Absenkungen des Sees im Zentimeterbereich und entsprechen – trotz Nutzung – eher den natürlichen Schwankungen. Derzeit haben wir in Sachsen-Anhalt Grundwasserstände, die rund 40 bis 60 Zentimeter unter den langjährigen Monatsmittelwerten liegen.

„Die Grundwasserfließrichtung ist von Nord nach Süd, also in Richtung Weiße Elster, wo auch eine hydraulische Entlastung dieses Systems stattfindet“, so Weiland, der annimmt, dass der Wasserstand im Hufeisensee auch durch die jahrelange künstliche Absenkung des Wasserpegels des südlich gelegenen Osendorfer Sees für die Zwecke des Kanusports beeinflusst wird – denn beide Gewässer hängen am gleichen Grundwasserleiter.

Das einzige wirkliche Problem für den Hufeisensee ergibt sich aus Sicht unserer Fraktion aus dem Eintrag von Giftstoffen wie Vinylchlorid aus den nahe gelegenen ehemaligen Industriegebieten des Halleschen Ostens. Durch den durch die Entnahme erhöhten hydraulischen Gradienten und die veränderte Dynamik ist es möglich, dass größere Anteile der Altlasten in eine Fließbewegung versetzt werden, das heißt quasi stärker in den Hufeisensee hineingezogen werden. Hier sollte die Stadtverwaltung dringend eine entsprechende Aussage treffen, inwieweit sie diesbezüglich vorgesorgt hat beziehungsweise was ihre Monitoring-Ergebnisse zu diesem Thema besagen.

Darüber hinaus wird unsere Fraktion beantragen, dass der Betreiber des Golfplatzes in Zukunft im Zuge möglicher Genehmigungen zur Wasserentnahme die Auflage erhält, den Wasserstand des Hufeisensees zu überwachen und ein Monitoring der Grundwasserstände im Umfeld durchzuführen.